Presse

Mitteldeutsche Zeitung, 17.10.2022:

Einfach mal das Richtige tun

Ein starkes Stück, in jeder Hinsicht, das man jetzt im Naumburger Theater sehen kann: "Und morgen streiken die Wale" von Thomas Arzt. Eine gute Stunde nur dauert das Solo von Selena Bakalios, spannend ist es in jedem Moment. Auch rührend und manchmal komisch, ebenso lebensnah wie überzeugend. Am Ende der Premierenvorstellung gab es langen, stehenden Applaus für die gelungene Inszenierung von Valentin Stroh und die bravouröse Leistung der Darstellerin.

Das Stück erzählt ein Märchen aus der Wirklichkeit, das jungen Zuschauerinnen und Zuschauern ebenso wie ihren Eltern ans Herz gelegt sein soll. Am besten wäre es, gleich in Familie hinzugehen und dann auch über das Geschehene zu sprechen. Denn in Gestalt von Mel, einer 16-jährigen Schülerin werden Dinge verhandelt, die uns allen auf der Seele liegen müssten.

Einfach mal das Richtige tun. So kann man das Motiv der jungen Frau beschreiben, spätabends ihr warmes Zimmer zu verlassen und die neue Folge ihrer Lieblingsserie sausen zu lassen. Und für die Mathearbeit hat sie auch nicht gelernt. Es ist etwas geschehen, das wichtiger ist, wie Mel findet.

Erstaunlich, wie geschickt und nahezu gar nicht belehrend Autor, Regisseur und Akteurin hier eines der wichtigsten Themen unserer Zeit spielerisch verhandeln. Die Verantwortung für unseren Planeten Erde und alles Leben. […]

Schlüssig wird das Drama zugespitzt. Es spart dabei nicht die Angst aus, die Mel befällt. […]

Das ist das Schönste an dieser gelungenen Inszenierung eines starken Textes: Hier wird packend erzählt, nicht moralisiert. Und man wird als Zuschauer unweigerlich hineingezogen. Stadttheater in Höchstform. Wie sie gebraucht wird in Zeiten wie diesen.